Sylt 2020

In Zeiten von Corona beschränken sich die meisten Deutschen im Sommer 2020 auf einen Urlaub in Deutschland. Dabei sind gerade mit einer beginnenden Sommer-Hitzewelle die Nord- und Ostsee sehr gefragt.Die bekannten Strände von Scharbeutz und Timmendorfer Strand erleben allerdings eine Überfüllung, so dass die immer noch geltenden Abstandsregeln nicht gewahrt werden können. Der Zugang zum Strand wird deshalb begrenzt. Davon kann auf der Insel Sylt nicht die Rede sein. Zwar reisen auch hierher viele Menschen, die Strandpromenade von Westerland ist besonders am Abend gut besucht, aber man achtet auch bei einem Glas Sekt in Erwartung des Sonnenuntergangs auf Abstand. Die Strände auf Sylt sind so zahlreich, und auch bei den Strandkörben kommt man sich nicht ins Gehege.

Unsere Anreise erfolgt mit der Deutschen Bahn. Wir achten auf eine Verbindung, die weniger ausgelastet ist und haben bei der Hinfahrt ein Abteil für uns allein, so dass wir auf die Mund-Nasen-Bedeckung verzichten können. Auf der Rückfahrt freilich wird darauf hingewiesen, dass im ganzen Zugbereich Maskenpflicht besteht. Seit 1927 kann man mit dem Zug von Niebüll bis Westerland über den Hindenburgdamm anreisen, seit den 50er-Jahren auch mit dem Autoreisezug. Das ist natürlich am sichersten. Die Autoverladung kostet allerdings 99 € (Hin und Rück).

Sylt war auch schon zu Kaiserzeiten ein beliebtes Reiseziel; 1855 wurde Westerland zum Seebad erklärt. In den 1920er-Jahren entdeckten Künstler und Schriftsteller die Insel für sich. Der eigentliche Hype um die Insel begann allerdings in den 60er- und 70er-Jahren, als die „Schönen und Reichen“ wie Gunter Sachs mit seiner Frau Brigitte Bardot hier ihre Partys feierten. Die FFK-Strände verhießen ein freies Leben, und die Boulevard-Zeitschriften beförderten mit Fotos barbusiger Mädchen das Image einer „Schickimicki-Insel“.

Als sechsjähriger Junge erlebte ich die Insel zum ersten Male im Rahmen einer Freizeit für Kinder und Jugendliche. Das „Möwennest“ in Hörnum war unser Domizil. Das war 1960. Die See, Wind und Wellen, die Schönheit der Dünenlandschaft und die reetbedeckten Häuser waren prägende Eindrücke. 60 Jahre später reizte mich die Vorstellung, ob sich dieses Natur- und Kulturerlebnis wiederholen lasse. Natürlich hatten sich die Möglichkeiten geändert: wir fuhren drei Tage mit einem normalen Mietfahrrad (E-Bike war allerdings schon Standard), für drei Tage mieteten wir uns einen E-Motorroller. Und ich war erstaunt, wie gut mir die Insel auch 60 Jahre nach der ersten Reise gefiel. Das Schwimmen in der See bei 19 Grad Wassertemperatur (Luft 25-28 Grad) war ein Genuss. Natürlich gibt es immer noch „Schickimicki“ in Westerland, die Reichen fahren mit ihren Bentleys bis zum Strand vor, und natürlich ist das Preisniveau höher als anderswo. Aber man kann dem allem ausweichen.

 

Hörnum

 

Sylt infrarot

 

Meer und Strand